Geschichte

Die Chronik von Vitis

Vitis wird erstmal 1150 urkundlich erwähnt. Heinrich von Kammegg erwirbt im Rahmen eines Tauschvertrages vom Passauer Bischof Konrad die Zehente in 21 Dörfern, darunter auch "Vitisse". Der Name des Ortes leitet sich wahrscheinlich von einem slawischen Personennamen ab. Ungefähr um 1200 wurde die heutige Siedlung als planmäßig angelegter Markt, dessen Existenz aber erst 1462 erstmals urkundlich bezeugt wird, angelegt.
 
Vitis wurde auch von den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Hussiteneinfälle, Bauernkriege, 30-jähriger Krieg) heimgesucht. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts und in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts war Vitis eine Hochburg des Luthertums.
 
Zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert suchten verheerende Brände den Markt heim. Im 18. und 19. Jahrhundert zählte Vitis zu den bedeutendsten Märkten des Waldviertels. Von überregionaler Bedeutung waren der Vieh- und Rossmarkt (seit 1782 am 9. und 10. August) und der sogenannte "Kneiperlmarkt" am 5. Jänner, bei dem bis zum 1. Weltkrieg Dienstboten, vorwiegend aus dem benachbarten Böhmen, vermittelt wurden. Vitis war in dieser Zeit ebenfalls ein Mittelpunkt des textilen Verlagswesens (Heimweberei).

Mit der Auflösung der Grundherrschaft erfolgte auch die Neuorganisation des Veranstaltungs- und Gerichtswesens. Hatte bisher die Grundherrschaft für den überwiegenden Teil der Menschen die unmittelbare Gerichts-, Verwaltungs- und Steuerobrigkeit inne, so mussten nach deren Liquidierung die entsprechenden Bereiche auf unterster Ebene erst geschaffen werden.
Dies war zuerst einmal die Konstituierung der Ortsgemeinden. In unserem Gebiet war durch die örtliche Struktur unter Aufsicht des Grundherrn schon seit der Besiedlung eine gewisse Selbstständigkeit der Dörfer gegeben. Die Form glich jedoch eher einer Genossenschaft als einem politischen Gebilde. Jedes Dorf (Katastralgemeinde) hatte bis 1848 eine gewisse autonome Verwaltung. Nun sollten aber in Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit größere Gemeinden, die ungefähr die bestehenden Pfarrsprengel abdeckten, gebildet werden. Dies scheint jedoch bei der betroffenen Bevölkerung des Waldviertels auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. So wurde auch der erste Entwurf des Kreisamtes Krems, der für das Waldviertel mit seinen 212 Pfarren, 357 Gemeinden vorsah, zurückgewiesen. Ein zweiter Entwurf trug den Intentionen der Obrigkeit schließlich Rechnung. Nach diesem hätte die Gemeinde Vitis alle Orte der Pfarre Vitis (Vitis mit Schacherdorf, Schoberdorf, Kaltenbach, Großrupprechts, Jetzles, Grafenschlag, Eulenbach, Heinreichs, Sparbach, Jaudling, Stoies und Eschenau) umfasst und dazu wären noch die Pfarre Seifrieds mit den Orten Seifrieds, Haslau, Gutenbrunn und Wolfsegg gekommen.
Verglichen mit unserer heutigen Gemeinde wäre dieses Gebiet sowohl einwohnermäßig als auch flächenmäßig um ca. 10-20 % größer gewesen. Die heute zur Gemeinde gehörigen Orte Kleingloms, Kleinschönau und Warnungs wären der Gemeinde Kirchberg/Walde zugeteilt worden. Dieser Entwurf wurde jedoch hinfällig, als die neu gebildeten Bezirkshauptmannschaften ihre Tätigkeit aufnahmen.
Ebenfalls neu geschaffen wurden die Bezirksgerichte mit ihren dazugehörigen Sprengeln. Demnach gehörte das gesamte heutige Gemeindegebiet zur BH Waidhofen/Thaya und zum Bezirksgericht Schrems. Die Bezirkshauptmannschaften befassten sich abermals mit der Gründung der Ortsgemeinden und scheinen den Wünschen der Bevölkerung weitestgehend entsprochen zu haben.
Die 1850 abgeschlossene Konstituierung der Gemeinden bot für unser Gebiet folgendes Bild:

Gemeinde                        mit Ortschaften
Vitis                                 mit Schacherdorf, Schoberdorf, Kaltenbach und Gadorf
Eschenau                         mit Grafenschlag
Kleinschönau                    mit Kleingloms
Heinreichs                        mit Eulenbach
Jaudling                           mit Stoies
Warnungs                        mit Ottenschlag
Großrupprechts
Jetzles
Sparbach

Diese Konstellation erhält sich mit wenigen Ausnahmen bis zur Bildung der Großgemeinde. So wurde 1921 Eulenbach von Heinreichs losgetrennt und eine selbstständige Gemeinde. Mit Gesetz vom 28.03.1927 wurden Grafenschlag und Eschenau getrennt.
1899 nach der Gründung des Bezirkes Gmünd wurden diesem auch die damaligen Gemeinden Vitis, Kleinschönau, Warnungs, Heinreichs (mit Eulenbach) und Großrupprechts zugeteilt. Vitis kam 1923 wieder nach Waidhofen. Die übrigen Orte blieben bis zur Bildung der Großgemeinde bei Gmünd.

Großgemeinde Vitis

Seitens der NÖ Landesregierung war man in der Zeit ab 1965 bemüht, kleine Gemeinden zu größeren Gemeinden zusammenzulegen. Das Ziel sollte sein, dass keine Gemeinde unter 1000 Einwohnern liegt. So wurden auch die im Pfarrbereich Vitis gelegenen Gemeinden mit dieser Problemstellung befasst. Es wurden hiebei zwei Variationen gehandelt:
a) Gründung einer Gemeinde Vitis-Land oder
b) Zusammenschluss mit der Marktgemeinde Vitis
Von den meisten Gemeinden wurde aber sodann der Zusammenschluss mit der Marktgemeinde Vitis befürwortet.
So kam es dann, dass mit 01.01.1970 die neue Marktgemeinde Vitis, welche aus folgenden Ortsgemeinden bestand, ihr Wirken begann:

Vitis mit den Orten Schacherdorf, Schoberdorf und Kaltenbach
Kleinschönau mit dem Ort Kleingloms
Großrupprechts
Eulenbach
Jetzles
Jaudling mit dem Ort Stoies
Eschenau
Grafenschlag
Sparbach

Ab 01.01.1971 schloss sich auch die ehemalige Gemeinde Heinreichs und ab 01.01.1972 der Ort Warnungs der Marktgemeinde Vitis an.